Aufbau und Soundcheck
Trotz der Kopfschmerzen lasse ich es mir nicht nehmen,
heute etwas zu frühstücken. Das Frühstück ist o.k., das
Fladenbrot, was es unter anderem hier gibt, ist total frisch und lecker, nicht
so pappig wie wir es kennen. Während ich frühstücke fliegen über
unsere Köpfe Spatzen hin und her, was mich dazu anhält, mich jedes
Mal, wenn ich aus meiner Tasse Kaffe trinke, zu vergewissern, ob da nicht unerwünschte
Vogelexkremente drin herumschwimmen.
Nach dem Frühstück begebe ich mich in Richtung Hangar, wo das grosse
Kontingentfest starten soll.
Die Anlage und die Bühne stehen bereits. Sieht fast so aus wie zuhause. Genauer betrachtet jedoch fallen kleine Details auf, die von grosser Improvisationskunst zeugen. So hängen z.B. vier Endstufen einfach so an einer Steckdose. Einige andere wichtige Kleinigkeiten des Equipments sind noch nicht eingetroffen.
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Und so setzen wir uns an die nächste Stätte der Erfrischungen, nämlich
den sogenannten Heli-Inn, der sich direkt neben dem Hangar befindet. Sabine
und ich lernen zwei Mädels aus dem San-Bereich kennen. Beide sind jung,
hübsch, haben ein Tattoo - und sind in der Zunge gepierct... Mittlerweile
ist es 14:36, und wir sitzen immer noch ´rum, nur jetzt hinter dem San-Bereich
unter Bäumen, trinken Bier aus Dosen und schwätzen dummes Zeug; die
Anlage ist immer noch unvollständig. Wenigstens haben wir Zeit, ein Programm
für den morgigen Abend zusammenzustellen. Ist sicherlich auch nur ein vorläufiger
Vorschlag, da der Schmatz nicht dabei ist. Mit Sicherheit ist er gerade trommeln...
Apropos... Als wir Donnerstag abend auf unserem Weg zum San Valley waren, kamen
wir an einer Baracke vorbei, aus der infernalischer Lärm drang. Zunächst
dachten wir, der Krach käme gar nicht aus der Hütte, sondern von ausserhalb
des Lagers, wo die Franzosen ihre Mörsergranaten abschiessen würden.
Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es nur der Schmatz war, der gerade
damit beschäftigt war, das Schlagzeug des unglückseligen Drummers
der Lagerband zu zerstören".
Abends um fünf endlich ist alles bereit. Die PA steht, ein Teil der Lichtanlage
auch. Endlich können wir Soundcheck machen. Das Programm mussten wir
- natürlich - ändern. Weil´s so schön ist, spielen wir auch
direkt ein fünftel unseres Programms, und einige Zaungäste"
sind auch direkt von den Songs angetan. Die Jungs der Lagerband, die übrigens
Tinitus heißt ( Nicht zu verwechseln mit der hiesigen Punkband ), sind
ebenfalls begeistert und freuen sich auf den morgigen Tag wie die kleinen Kinder.
Spielen wollen sie allerdings nicht, denn mit dem Gedanken, auf der großen
Bühne zu stehen, wollen sich alle, außer Markos, dem Griechen, nicht
so ganz anfreunden.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und im Hangar wird´s recht ungemütlich
kalt. Danach geht´s mit Antje in die Bar der Österreicher. Die haben
sich mit Holz, das sie extra aus der Heimat hatten einfliegen lassen, ein trautes
Häusslein, sozusagen ein Stück Österreich zusammen gezimmert.
Mindestens vier 100 Watt - Strahler erhellen die Szenerie in der Bar und ich
habe sofort Heimweh nach der trauten Schummrigkeit des San-Valley. Nach vier
Hellen geht es dann auch - Gott sei es gedankt - genau dorthin. Kaum haben wir
den Raum betreten, kommen auch schon die Jungs der Lagerband auf mich zu. Es
gibt kein Entrinnen! Ralf, der mir in weiser Voraussicht ein Weizenbier bestellte,
muss es alleine austrinken, denn ich habe nicht den Hauch einer Chance, mich
vom Enthusiasmus der Jungs los zu reissen. Ausserdem stellen sie mir einen dunkelhaarigen
Typen vor, der gerade an Pubertätsakne zu leiden scheint. Wie sich herausstellt,
sind´s keine Pickel, sondern ausheilende Masernpocken des Drummers der
Lagerband. Sein Erscheinen hat den Jungs einen gehörigen Motivationsschub
verpasst, denn jetzt wollen sie unbedingt spielen!
Natürlich muss ich jetzt zu meinem Versprechen stehen, und male mir vor
meinem geistigen Auge aus, wieviel Zeit mir noch bleibt, mir die Songs der Jungs
reinzuziehen. Nach Ladenschluss geht´s wieder hoch in die Stube, irgendeiner
hatte auf verschlungenen Umwegen Bier besorgt, und so komme ich glücklicherweise
nicht mehr in Kontakt mit Onkel Tom´s Schädelkiller. Allzu spät
wird´s an diesem abend auch nicht mehr für mich, denn für den
Gig will ich einigermaßen ausgeschlafen sein und ausserdem habe ich wenig
Lust, den Groll meiner Stubengenossen auf mich zu lenken, indem ich sie wecke,
weil ich in der Dunkelheit über irgendein Hindernis stolpere.
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