Der 3. Tag , Freitag 14.04.00

Aufbau und Soundcheck


Früstück



Trotz der Kopfschmerzen lasse ich es mir nicht nehmen, heute etwas zu frühstücken. Das Frühstück ist o.k., das Fladenbrot, was es unter anderem hier gibt, ist total frisch und lecker, nicht so pappig wie wir es kennen. Während ich frühstücke fliegen über unsere Köpfe Spatzen hin und her, was mich dazu anhält, mich jedes Mal, wenn ich aus meiner Tasse Kaffe trinke, zu vergewissern, ob da nicht unerwünschte Vogelexkremente drin herumschwimmen.
Nach dem Frühstück begebe ich mich in Richtung Hangar, wo das grosse Kontingentfest starten soll.

Konzertgelände Helipad

Die Anlage und die Bühne stehen bereits. Sieht fast so aus wie zuhause. Genauer betrachtet jedoch fallen kleine Details auf, die von grosser Improvisationskunst zeugen. So hängen z.B. vier Endstufen einfach so an einer Steckdose. Einige andere wichtige Kleinigkeiten des Equipments sind noch nicht eingetroffen.
Aufbau am helipad Aufbau. am helipad 2

Heli Inn

Und so setzen wir uns an die nächste Stätte der Erfrischungen, nämlich den sogenannten Heli-Inn, der sich direkt neben dem Hangar befindet. Sabine und ich lernen zwei Mädels aus dem San-Bereich kennen. Beide sind jung, hübsch, haben ein Tattoo - und sind in der Zunge gepierct... Mittlerweile ist es 14:36, und wir sitzen immer noch ´rum, nur jetzt hinter dem San-Bereich unter Bäumen, trinken Bier aus Dosen und schwätzen dummes Zeug; die Anlage ist immer noch unvollständig. Wenigstens haben wir Zeit, ein Programm für den morgigen Abend zusammenzustellen. Ist sicherlich auch nur ein vorläufiger Vorschlag, da der Schmatz nicht dabei ist. Mit Sicherheit ist er gerade trommeln...
Schmatzer übt !



Apropos... Als wir Donnerstag abend auf unserem Weg zum San Valley waren, kamen wir an einer Baracke vorbei, aus der infernalischer Lärm drang. Zunächst dachten wir, der Krach käme gar nicht aus der Hütte, sondern von ausserhalb des Lagers, wo die Franzosen ihre Mörsergranaten abschiessen würden. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es nur der Schmatz war, der gerade damit beschäftigt war, das Schlagzeug des unglückseligen Drummers der Lagerband zu „zerstören".
Abends um fünf endlich ist alles bereit. Die PA steht, ein Teil der Lichtanlage auch. Endlich können wir Soundcheck machen.Soundcheck Das Programm mussten wir - natürlich - ändern. Weil´s so schön ist, spielen wir auch direkt ein fünftel unseres Programms, und einige „Zaungäste" sind auch direkt von den Songs angetan. Die Jungs der Lagerband, die übrigens Tinitus heißt ( Nicht zu verwechseln mit der hiesigen Punkband ), sind ebenfalls begeistert und freuen sich auf den morgigen Tag wie die kleinen Kinder. Spielen wollen sie allerdings nicht, denn mit dem Gedanken, auf der großen Bühne zu stehen, wollen sich alle, außer Markos, dem Griechen, nicht so ganz anfreunden.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und im Hangar wird´s recht ungemütlich kalt. Danach geht´s mit Antje in die Bar der Österreicher. Die haben sich mit Holz, das sie extra aus der Heimat hatten einfliegen lassen, ein trautes Häusslein, sozusagen ein Stück Österreich zusammen gezimmert. Mindestens vier 100 Watt - Strahler erhellen die Szenerie in der Bar und ich habe sofort Heimweh nach der trauten Schummrigkeit des San-Valley. Nach vier Hellen geht es dann auch - Gott sei es gedankt - genau dorthin. Kaum haben wir den Raum betreten, kommen auch schon die Jungs der Lagerband auf mich zu. Es gibt kein Entrinnen! Ralf, der mir in weiser Voraussicht ein Weizenbier bestellte, muss es alleine austrinken, denn ich habe nicht den Hauch einer Chance, mich vom Enthusiasmus der Jungs los zu reissen. Ausserdem stellen sie mir einen dunkelhaarigen Typen vor, der gerade an Pubertätsakne zu leiden scheint. Wie sich herausstellt, sind´s keine Pickel, sondern ausheilende Masernpocken des Drummers der Lagerband. Sein Erscheinen hat den Jungs einen gehörigen Motivationsschub verpasst, denn jetzt wollen sie unbedingt spielen!

Natürlich muss ich jetzt zu meinem Versprechen stehen, und male mir vor meinem geistigen Auge aus, wieviel Zeit mir noch bleibt, mir die Songs der Jungs reinzuziehen. Nach Ladenschluss geht´s wieder hoch in die Stube, irgendeiner hatte auf verschlungenen Umwegen Bier besorgt, und so komme ich glücklicherweise nicht mehr in Kontakt mit Onkel Tom´s Schädelkiller. Allzu spät wird´s an diesem abend auch nicht mehr für mich, denn für den Gig will ich einigermaßen ausgeschlafen sein und ausserdem habe ich wenig Lust, den Groll meiner Stubengenossen auf mich zu lenken, indem ich sie wecke, weil ich in der Dunkelheit über irgendein Hindernis stolpere.

 

 

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